Kommerzielle Satelliten-Geodaten kontrollieren – Wieviel Sinn macht das?

Visualisierung eines freien Hoehenprofils
Also im Prinzip bin ich ja mit der deutschen Sicherheitspolitik zufrieden. (Auch wenn ich mich im Moment nicht in Deutschland aufhalte) Der aktuelle Artikel bei heise.de mit dem Titel “Bundesregierung will kommerzielle Satelliten-Geodaten kontrollieren” hat es geschafft meine Aufmerksamkeit zu erregen. Also ich finde es schon recht blauaeugig, zu glauben, dass eine solche Massnahme zum Schutze der Republik beitraegt. Wie wir an so vielen Projekten (z.B. Google Earth, Microsoft Virtual Earth, NASA WorldWind) sehen, gibt es eine Menge an detaillierten Satellitendaten, die der Welt praesentiert werden. Erstaunlich finde ich dabei z.B., dass die gesamte (Atom-)U-Boot-Flotte Nordkoreas peinlich genau eingetragen ist.

Wie man sich vorstellen kann, ist das bevoelkerungsreichste Land Europas auch recht detailliert enthalten. Vor allem in Google Earth. Da die deutsche Regierung ja so gern die kommerziellen Satelliten-Geodaten von Deutschland schuetzen moechte, frage ich mich, wie sie das anstellen wollen. OK, Unternehmen innerhalb von Deutschland dazu zu zwingen, bestimmte Auflagen zu erfuellen ist ein erster Schritt. Aber viel weiter wird es hier nicht gehen. Denn es ist leider so, dass die meisten Satellitendaten der Welt nunmal nicht von den Deutschen gesammelt wird. Allen voran sind hier die USA Nummer 1 Sammler von Geodaten. Ich schaetze mal dahinter folgen dann Canada, Frankreich, Grossbrittanien, Japan, China, Russland, Spanien, Italien (Reihenfolge nicht sortiert). Vor allem Frankreich ist im Bereich kommerzieller Satelliten-Geodaten weltweit fuehrend.

Aber nicht nur kommerziell erstellte Geodaten von Satelliten sollten dabei ein Thema sein. Die NASA in den USA zum Beispiel (genauso wie die NSA) erstellen solche Daten, die grundsaetzlich frei zur Verfuegung stehen werden. Vielleicht nicht sofort, aber dennoch irgendwann. So ist es auch nicht verwunderlich, dass Google Earth derart detaillierte Karten zur Verfuegung stellt. Denn die Firma Keyhole, die Google kaufte, um an derartiges GIS-Know-How zu kommen wurde von keinem anderen als der CIA (ueber Venture Capital Firmen) zu grossem Teil gesponsort. Die CIA vergab dann auch eine Menge Auftraege, die es Keyhole ermoeglichten Daten zu sammeln, aufzubereiten und durch die eigenen Technologien bereit zu stellen. Wie man jetzt sehen kann, gelangen immer mehr dieser Daten – und zwar von allen Laendern der Welt – an die Oeffentlichkeit. Man kann schaetzen, dass die Detailtiefe mindestens schon 5 Jahre alt ist.

Es geht hier aber auch nicht nur um Fotos von Satelliten. Natuerlich werden auch ganz andere Spektren des Lichts (IR, UV, usw.) aufgenommen, sowie weitere interessante Informationen. Es gibt beispielsweise, nach meinen Informationen, einen Server der NASA der ein weltweit deckendes Hoehenprofil zur Verfuegung stellt. Es gibt also eine Menge an Quellen, die Daten voellig frei, ohne Registrierung und ohne Gebuehr veroeffentlichen. Meist geschieht dies auch im Internet ueber diverse standardisierte Web-Services, die auch noch kostenlos von Regierungsbehoerden oder privaten Unternehmen (nicht aus Deutschland) betrieben werden.

Somit ist eine derartige Gesetzgebung in Deutschland ja schon ein bisschen verwunderlich. Nur damit ich nicht falsch verstanden werde: Ich finde es gut, strategisch wichtige Daten zu schuetzen. Nur manchmal sollte nicht nur die nationale Sicht eine Rolle spielen, sondern vor allem auch das Ganze in einem internationalem Blickwinkel betrachtet werden. Von daher macht es fuer mich – persoenlich – keinen Sinn, eine solche Richtlinie zu erlassen. Jedenfalls nicht zu restriktiv. Denn die Daten werden sowieso gesammelt, und wenn nicht Deutschen, dann in jedem Fall von anderen. Eines ist dabei sicher: Sie werden veroeffentlicht werden. Das wann, wo und wie kann vielleicht in Deutschland reguliert werden, woanders aber nicht.

P.S.: Fuer die, die Google Earth installiert haben und die Detailtiefe deutscher Kleinstaedte erleben wollen: BL City Downtown

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One Reply to “Kommerzielle Satelliten-Geodaten kontrollieren – Wieviel Sinn macht das?”

  1. Der Inhaber dieses edlen Blogs hat das Thema schon gut Beleuchtet: So den Überblick haben unsere Gesetzes-Bauer wohl nicht.
    Schlimm schlimm.

    Aber entgegen ihrer üblichen Gepflogenheit nicht in die Puschen zu kommen, haben sie es mit dem SatDSiG richtig eilig:
    ” …soll zum 1. Juli 2007 in Kraft treten.”

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